April 2025

Fühlst du dich wohl in deiner Haut?

Teil 3
Wenn die tägliche Körperpflege toxisch wird.

Der Morgen beginnt im Badezimmer - für viele von uns ein Ritual aus Reinigen, Pflegen und Stylen. Eine Vielzahl von Kosmetikprodukten verwenden wir auf Haut und Haar: von Reinigungsgels über Cremes bis hin zum Make-up. Doch inmitten dieser bunten Vielfalt an Texturen und Düften stellt sich die Frage: „Was steckt da eigentlich genau drin? Und tun mir diese chemischen Cocktails wirklich gut oder bin ich vielleicht sogar potenziellen Nebenwirkungen ausgesetzt?“ Es sind oft unbewusste Handlungen - der Kauf der gewohnten Pflegeprodukte und ihre tägliche Verwendung, ohne sie eigentlich genauer zu prüfen.

Die Welt der kosmetischen Inhaltsstoffe kann verwirrend sein, voller Fachbegriffe und Versprechen. Deswegen wird es nun einen tieferen Einblick in die verwendeten Rohstoffe der Kosmetikhersteller geben.

Alle Kosmetikprodukte werden unter den Bestimmungen des geltenden EU-Kosmetikrechts (EG-Verordnung Nr. 1223/2009) hergestellt. Jeder kosmetische Inhaltsstoff sowie seine Bewertung für die selbständige Beurteilung bezüglich Verträglichkeit, Allergiegefährdung und Wirkung, sind in der international gültigen Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients = INCI) festgeschrieben. Die INCI-Angaben müssen auf jeder Produktverpackung stehen. Alle enthaltenen Inhaltsstoffe werden in der Reihenfolge ihres prozentualen Gewichtsanteils am Gesamtprodukt aufgelistet. Mittlerweile stehen verschiedene Datenbanken zur Verfügung, um eine Überprüfung dieser Inhaltsstoffe bzw. der Produkte vorzunehmen, z.B. INCI Beauty und Hautschutzengel.

Grundsätzlich besteht ein Kosmetikprodukt aus Grundstoffen, Hilfsstoffen und Wirkstoffen. Grundstoffe können Wasser, Öle, Fette, Wachse oder Tenside (waschaktive Substanzen zur Reinigung) sein. Die Hilfsstoffe bestehen aus Konsistenzgebern, Emulgatoren, Konservierungsmitteln, Duft- und Farbstoffen. Die verschiedenen Wirkstoffe sind natürlicher, tierischer, mineralischer und synthetischer Herkunft und werden je nach Produkt abgestimmt.

Schauen wir uns zunächst diese Rohstoffgruppen für die konventionelle Kosmetik mit ihren jeweiligen Inhaltsstoffen an.

Grundstoffe:

  • Wasser: Destilliertes oder demineralisiertes Wasser (Aqua)
  • Fette, Öle, Wachse: Paraffine, Silikone, synthetische Öle und Wachse, z.B. Paraffinum Liquidum, Dimethicone, Polyethylenwachse
  • Tenside: je nach Schaum- und Reinigungskraft gibt es anionische, kationische, amphotere und nichtionische Tenside, z.B. Sodium Laureth Sulfate, Ammonium Lauryl Sulfate 

Hilfsstoffe:

  • Emulgatoren und Konsistenzgeber: Polyethylenglykole (PEG-Derivate), Carbomer (synthetisches Polymer), synthetische Wachse, z.B. Ceresin
  • Konservierungsmittel: Parabene, Synthetische Konservierungsmittel mit Formaldehyd, Halogenorganische Verbindungen, z.B. Chlorhexidine
  • Duftstoffe: Synthetische Duftstoffe, Parfüm
  • Farbstoffe: Halogenorganische Verbindungen und aromatische Amine (chemisch hergestellte Pigmente)

Wirkstoffe: natürlicher, tierischer, mineralischer und synthetischer Herkunft, z.B. UV-Filter

Anhand einiger Begrifflichkeiten wird deutlich, dass diese Inhaltsstoffe meist chemisch zusammengesetzt, also künstlich hergestellt sind und keinen natürlichen Ursprung haben. Die meisten Stoffe basieren auf Erdöl und Kunststoffen (polymere Verbindungen).

Viele Menschen vertrauen seit Jahren und Jahrzehnten auf die Produkte der konventionellen Kosmetik, die allerdings in den meisten Fällen nur eine oberflächliche Wirkung haben. Die Inhaltsstoffe vermitteln uns ein pflegendes Haut- und Haargefühl und das makellose Aussehen bestätigt diesen Zustand. Sie decken lediglich die Haut- oder Haaroberfläche ab, anstatt sie ausreichend zu versorgen und zu pflegen. Beim Händewaschen und reinigen des Körpers mit aggressiven Tensiden, also Tenside, die stark schäumen und eine hohe Reinigungskraft haben, trocknet die Hornschicht der Epidermis (Oberhaut) aus. Zudem verbinden sich die Emulgatoren der Hand- oder Körpercreme mit diesen waschaktiven Substanzen und waschen so permanent die Hautfette aus. Langfristig betrachtet oder bei mangelnder Hautpflege beziehungsweise dem weiteren Abdichten der Hornschicht, verliert die Haut verstärkt Fett und Feuchtigkeit. Die Hornschicht wird geschädigt und Fremdstoffe oder Krankheitserreger können leichter die Hautbarriere überwinden. Die Haut wird empfindlicher, neigt zu Reizungen und Allergien, da hier dauerhaft das Immunsystem geschwächt wird. Auch synthetische Duftstoffe können unkontrollierte Reaktionen auslösen, da sie sich schlecht in den Organismus integrieren. Einige Inhaltsstoffe können sogar die Hornschicht überwinden und in den Blutkreislauf gelangen, z.B. Parabene, die auch den Hormonhaushalt beeinflussen können. Da es keine passenden Enzyme gibt, die die Ablagerungen dieser synthetischen Stoffe abbauen und entsorgen können, wird der Lebensraum unserer Hautzellen „vermüllt“. Dies kann irgendwann zu unterschiedlichen Hautproblemen führen, da die Anpassungsmechanismen gestört sind und die Selbstregulierung der Haut nicht mehr funktioniert. Was mit den Ablagerungen in der Haut oder im Blutkreislauf letztendlich passiert, wird weiterhin erforscht.

Die Bewertung zu einigen Inhaltsstoffen aus der konventionellen Kosmetik ist widersprüchlich. Das liegt oft daran, dass es nicht genügend Studien gibt. Es ist leider so, dass bis heute Zeit vergehen musste, um herauszufinden, welche Nebenwirkungen diese verwendeten Stoffe haben. Die gesetzlichen Grenzwerte in einem Produkt können somit möglicherweise nicht realistisch betrachtet werden. Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die meisten Inhaltsstoffe für die Kosmetik hergestellt und bestimmen noch heute die Produktion. Fakt ist aber, dass es bestimmte Stoffe gibt, die nachweislich gesundheitsschädigend sind und/oder ihr Einsatz mittlerweile verboten ist.

Hier einige Beispiele:

  • Aluminiumsalze: sollten eine tolerierbare Grenze nicht überschreiten, da unklar ist, ob sie krebserregend sind oder im Zusammenhang mit einer Alzheimer-Erkrankung stehen
  • Mineralöle und Silikone: dichten die Haut ab, trocknen sie aus und machen sie „abhängig“, sind teilweise giftig und krebserregend
  • Synthetische Lichtschutzfilter: stehen in Verdacht den Hormonhaushalt und das Erbgut in den Zellen zu verändern sowie allergieauslösend und krebserregend zu sein
  • Parabene, synthetische Konservierungsmittel mit Formaldehyd und halogenorganische Verbindungen: stehen in Verdacht den Hormonhaushalt zu verändern, sind krebserregend und allergieauslösend, fördern die Unfruchtbarkeit, lassen die Haut schneller altern
  • Phthalate: sogenannte Weichmacher, um die Konsistenz in einem Produkt zu verbessern; stehen in Verdacht die Unfruchtbarkeit zu fördern, den Hormonhaushalt zu verändern und krebserregend zu sein
  • PEG/PPG-Emulgatoren: machen die Haut durchlässiger, so dass Fremdstoffe und Keime die Hautbarriere besser überwinden können und sind teilweise krebserregend
  • Nanopartikel: z.B. Titanoxid oder Zinkoxid in Sonnencreme oder Zahnpasta sind möglicherweise krebserregend; es wird weiterhin erforscht, welche Auswirkungen bestehen
  • Tenside: aggressive Tenside, die stark schäumen, schädigen die Haut und machen sie durchlässiger für Fremdstoffe und Keime
  • Synthetische Farbstoffe: teilweise giftig, krebserregend und allergieauslösend
  • Synthetische Duftstoffe: werden über die Haut aufgenommen und verteilen sich im Körper, verursachen allergische Reaktionen.


Ob erdölbasierte synthetische Inhaltsstoffe nun bedenklich sind oder nicht, so stellt sich dennoch die Frage, ob man sich und der Umwelt die künstlich hergestellten Produkte antun möchte. Denn auch die Rückführung ins Abwassersystem wird zunehmend belastend und somit auch problematisch für die Umwelt. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Alternativen, meist Rohstoffe pflanzlicher Herkunft, um Kosmetik hochwertig herzustellen, ohne auf bestimmte Eigenschaften verzichten zu müssen.

Schauen wir uns nun die Rohstoffgruppen mit ihren jeweiligen Inhaltsstoffen in der Naturkosmetik an:

Grundstoffe:

  • Wasser: Destilliertes Wasser, Quellwasser, Thermalwasser, Hydrolat
  • Fette, Öle, Wachse: z.B. Mandelöl, Jojobaöl, Kakaobutter, Sheabutter
  • Tenside: je nach Schaum- und Reinigungskraft gibt es anionische, kationische, amphotere und nichtionische Tenside, z.B. z.B. Coco-Glucoside, Sodium Coco-Sulfate

Hilfsstoffe:

  • Emulgatoren und Konsistenzgeber: z.B. Fettalkohole, Wollwachs (Lanolin), Bienenwachs, Xanthan
  • Konservierungsmittel: Kaliumsorbat, Alkohole, z.B. Pentylene Glycol, Vitamin E
  • Duftstoffe: Ätherische Öle, Pflanzenextrakte, kosmetische Duftöle
  • Farbstoffe: z.B. Titanoxid (ohne Nanopartikel), Carmin, Henna, Rote Beete

Wirkstoffe: 

  • Ätherische Öle
  • Pflanzenextrakte, z.B. Aloe Vera, Calendula, Malve
  • Pflanzenöle (Wirkstofföle), z.B. Wildrosenöl, Sanddornfruchtfleischöl
  • Vitamine, z.B. Vitamin E (Tocopherol), D-Panthenol (Provitamin B5), Niacinamid (Vitamin B3)
  • Ungesättigte Fettsäuren aus Pflanzenölen und Pflanzenfetten
  • Ceramide aus Sojaöl (hautähnliche Fettbausteine)
  • Weitere, z.B. Hyaluronsäure, Allantoin, meist pflanzlicher Herkunft.


Die verwendeten Tenside in der Naturkosmetik werden oftmals aus nachwachsenden Rohstoffen pflanzlichen Ursprungs gewonnen. Sie sind gut biologisch abbaubar und umweltfreundlicher als synthetisch hergestellte Tenside. Zudem reinigen sie auf milde Weise und trocknen die Haut weniger aus.

Naturkosmetikprodukte wirken durch die Gesamtheit ihrer Inhaltsstoffe. Native Pflanzenöle und Pflanzenfette versorgen die Haut mit wertvollen Fettsäuren, die die Hornschicht reparieren und schützen. Die vielfältigen pflanzlichen Wirkstoffe können teilweise bis zur Basalmembran der Epidermis (Oberhaut) vordringen und dort ihre positiven Eigenschaften entfalten. Der Körper kann diese natürlichen Inhaltsstoffe verstoffwechseln. Ungesättigte Fettsäuren oder Ceramide beispielsweise werden als Bausteine der Zellen benötigt, Vitamin E hingegen dient zum Schutz. Die Selbstregulierung der Haut wird gefördert, so dass sie ins Gleichgewicht gebracht und widerstandsfähiger gemacht wird. So bleibt das komplexe System unserer Haut vital und lebendig, und es kann aktiv auf Veränderungen reagieren. Eine regelmäßige, individuelle Hautpflege kann die Entstehung krankhafter Hautveränderungen (Anomalien) vermindern und beugt außerdem einer vorzeitigen Hautalterung vor. Die Haut bleibt geschmeidig und elastisch. Die hochwirksamen Inhaltsstoffe eines Naturkosmetikprodukts können nicht nur zur Hautgesundheit beitragen. Die effektive Hautpflege kann den gesamten Organismus positiv beeinflussen und ihn in seiner natürlichen Balance unterstützen, anstatt ihn zu belasten. Verschiedene Düfte von ätherischen Ölen und Pflanzenextrakten können unseren Geist ansprechen und so zum seelischen Wohlbefinden beitragen.

Allerdings gibt es mittlerweile eine Reihe an potenziell allergenen Duftstoffen, die bei allen kosmetischen Mitteln und Detergenzien deklarationspflichtig sind. Zu den bekannten 26 Riech- und Aromastoffen wurden 56 weitere Stoffe ermittelt, die Allergien auslösen können. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellt eine aktuelle Liste von insgesamt 82 Duftstoffen zur Verfügung, die auf einem Produkt gekennzeichnet werden müssen. Dies können zum Beispiel Benzyl Alcohol, Citral, Geraniol, Linalool, Limonene, Menthol und Vanillin sein.

Die Verträglichkeit von Naturkosmetik ist generell sehr gut, dennoch sollte die Anwendung, trotz aller unbedenklichen Inhaltsstoffe, nicht wahllos geschehen. Rohstoffe natürlichen Ursprungs können bei einigen Menschen allergische Reaktionen auslösen, wie z.B. Kamille oder Bienenwachs bei Pollenallergikern. Bei der Anwendung von Produkten mit ätherischen Ölen sollte sowohl auf die Dosierung geachtet werden als auch auf die individuellen Bedürfnisse, damit eine sichere Anwendung erfolgen kann. Die Auswahl dieser und anderer Pflegeprodukte sollte mit Bedacht und unter der Devise „weniger ist mehr“ erfolgen. Vor allem die Wirkung der ätherischen Öle auf unseren Organismus sollte nicht unterschätzt werden. Und manchmal genügt auch ein natürliches Produkt ohne zugesetzte Duftstoffe, damit sich der Eigenduft und die Wirkung ungehindert entfalten können. Ebenfalls kann eine Reduktion bei der Verwendung von Reinigungsprodukten sinnvoll sein. Gelegentlich ist klares Wasser ohne reizende Tenside ausreichend genug, um unsere Haut zu reinigen. Vor allem nach einer Umgewöhnung von konventionellen Kosmetikprodukten auf Naturkosmetik, ist dies denkbar. Eine ausgeglichene Haut im Zusammenspiel mit einem geistigen und seelischen Wohlbefinden, braucht weniger Aufmerksamkeit und vor allem weniger Produkte als konventionelle Kosmetikhersteller behaupten.

Der Morgen beginnt im Badezimmer - für viele von uns ein Ritual aus Reinigen, Pflegen und Stylen. Eine Vielzahl von Kosmetikprodukten findet ihren Weg auf unsere Haut und unsere Haare: von Reinigungsgels über Cremes bis hin zum Make-up. Doch inmitten dieser bunten Vielfalt an Texturen und Düften ergibt sich die Antwort: „Es lohnt sich, genauer hinzusehen und eine bewusste Auswahl zu treffen, damit aus der Gewohnheit eine selbstbestimmte Morgenroutine wird, die meine Haut aufatmen lässt und mich zu neuem Leben erweckt.“

Weitere Aspekte, die für die Verwendung von Naturkosmetikprodukten sprechen, findest du hier!