Februar 2024
Herzensangelegenheiten
Vom Zauber des Jasmins
Wir befinden uns noch immer in der hochwinterlichen Jahreszeit bevor sich ab Mitte Februar der Winter langsam verabschiedet. Kälteperioden mit Schnee und Eis lassen die Natur in ihrer Vegetation ruhen. Aber auch unser Organismus hat sich angepasst, der Stoffwechsel ist langsamer und die Abwehrkräfte werden gefordert, so dass wir manchmal etwas Mühe haben, diese Zeit mental und körperlich gut zu überstehen. Die nun längeren Tage mit einigen warmen Sonnenstrahlen erhellen unser Gemüt und schenken uns und den Pflanzen Hoffnung. Schneeglöckchen, Christrosen und Krokusse sind Botschafter des Frühlings und sorgen derzeit für neue Frische und Vorfreude auf die kommende Jahreszeit.
Neben diesen Winterlieblingen gibt es eine besondere Pflanze, die es mit ihrer Anmut schafft, stetig der Winterkälte zu trotzen und nicht zu erstarren oder gar zu erfrieren. Wenn du dich auf den Liebreiz des Jasmins (lat.-botanisch: Jasminum) einlässt, so kannst du dich das ganze Jahr über an seiner Schönheit erfreuen. Er wird dazu beitragen, dass du für einen Moment die meist triste Jahreszeit vergisst und somit jegliche (Gefühls)Kälte aufgelöst wird. Der Duft von Jasmin führt dich zu deinem Herzen und du kannst zuhören, was dir deine Seele mitzuteilen hat.
Dieser verführerische Herzensduft fördert (Selbst)Liebe, Vertrauen, Lebensfreude, seelische Harmonie, Sinnlichkeit, Loslassen und echte Gefühle. Jasmin unterstreicht die Weiblichkeit, dient als Aphrodisiakum und aktiviert die nonverbale Kommunikation zwischen zwei Menschen.
Allerdings löst kaum ein anderes ätherisches Öl gegensätzlichere Reaktionen beim Riechen aus - entweder du bist angewidert oder euphorisiert. So oder so wird es dich tief berühren und wenn du bereit bist, dann machst du dich auf den Weg und holst dir den Zauber des Jasmins in dein Leben.
Schaust du dir die chemischen Inhaltsstoffe dieses ätherischen Öls genauer an, so wirst du verstehen, was hinter diesem Zauber steckt. Die Trickkiste hat Folgendes zu bieten:
Indol:
Diese organische Verbindung gehört zu den sogenannten aromatischen Aminen. Sie entsteht durch den Abbau der Aminosäure Tryptophan, das wiederum eine Vorstufe des Serotonins ist. Dieses bekannte „Glückshormon“ ist ein biochemischer Botenstoff der Nervenzellen (Neurotransmitter), der sich positiv auf unser Herz-Kreislauf-System, Magen-Darm-System und Zentralnervensystem auswirkt. Serotonin wirkt stimmungsaufhellend, ausgleichend und beeinflusst unsere Schmerzwahrnehmung und den Schlaf-Wach-Rhythmus. Da Indol ein Abkömmling dieses Stoffes ist, kann es ebenso diese Eigenschaften vorweisen.
Der Geruch von Indol in einer hohen Konzentration erinnert an den typischen Gestank von Fäkalien. Man mag kaum glauben, dass es erst nach einer starken Verdünnung den unvergleichlichen Duft eines Blumenmeeres entfaltet. Indol ist wichtiger Bestandteil in vielen Blütenölen und wird in der Parfümerieherstellung sehr geschätzt. Dennoch kann die Konzentration von 6 % im Jasminöl dazu führen, dass das unverdünnte ätherische Öl beim Riechen als unangenehm empfunden wird.
Aromatische Ester:
Diese organischen Verbindungen entstehen durch die Reaktion einer Säure mit Alkohol und die Abspaltung von Wasser. In der Natur entstehen aromatische Ester hauptsächlich durch die Reaktion mit Carbonsäure. Diese Carbonsäureester verleihen Pflanzen (Früchte, Blüten, Pilze, Fette, Öle, etc.) einen aromatischen, fruchtigen und blumigen Duft sowie ein volles Aroma. Deswegen werden sie gerne als Aroma- und Duftstoffe in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie eingesetzt. Ein Vertreter dieser chemischen Stoffgruppe ist das Benzylacetat, das bis zu 65 % im Jasminöl enthalten ist, ein Grund für den schweren, blumigen Duft des Öls. Außerdem führt dies zu einer starken geistigen und körperlich stimulierenden Wirkung. Bei sachgemäßer Anwendung allerdings wirkt Jasminöl entspannend, entkrampfend und euphorisierend. Die Ausschüttung des Serotonins („Glückshormon“) und der Endorphine („körpereigene Schmerzmittel“) wird angekurbelt. Es kann ein seelisches Ungleichgewicht lindern und unterstützt das Wohlbefinden bei chronischen Schmerzen. Insgesamt befinden sich etwa 80 % der aromatischen Ester im Jasminöl, so dass die Wirkung sehr effektiv ist und eine geringe Dosierung notwendig. Bei der Anwendung auf der Haut sollte ebenfalls eine hohe Verdünnung des ätherischen Öls erfolgen, da sonst allergische Reaktionen hervorgerufen werden können. Ansonsten eignet sich dieses ätherische Öl sehr gut für die Hautpflege, da es beruhigende und regenerierende Eigenschaften besitzt.
Diterpene:
Diese organischen Verbindungen sind eine Untergruppe der Terpene, die vor allem in lebenden Organismen vorkommen. Terpene sind sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe, die mit ihrem Duft, ihrer Farbe und ihrem Aroma wichtige Aufgaben übernehmen. Die Kommunikation mit der Umwelt, die Abwehr von Schädlingen, der Schutz vor Sonneneinstrahlung sowie das Anlocken von Nützlingen sind notwendig, damit eine Pflanze an ihrem Standort überleben kann. Die ätherischen Öle einer Pflanze bestehen hauptsächlich aus diesen sekundären Pflanzenstoffen. Ein Vertreter der Diterpene im Jasminöl ist Phytol mit einem Anteil von bis zu 52 %. Es ist schwer flüchtig, besitzt einen blumigen Duft und hat, ähnlich wie die aromatischen Ester, schon in geringer Dosierung eine oft starke Wirkung. Neben stimmungsaufhellend und ausgleichend, euphorisierend und aphrodisierend, fördert Jasminöl auch Entscheidungen und reguliert den Hormonhaushalt. Vor allem Frauen können von zuletzt genannter Wirkung profitieren. Schwangere hingegen sollten dieses hochwirksame Blütenöl mit absoluter Vorsicht verwenden oder während dieser Zeit meiden. Während der Geburt kann es allerdings wohltuend unterstützen und den Vorgang erleichtern.
Der chemische Stoff Phytol entscheidet (neben Indol) darüber, ob man einen Duft liebt oder ihn gar nicht leiden kann. Auch ein Grund, warum sich beim Jasminöl oft die Geister scheiden.
Jasmin gehört zu den Ölbaumgewächsen (lat.-botanisch: Oleaceae). Innerhalb seiner Gattung gibt es über 200 verschiedene Arten, deren Blütenfarben in Weiß-, Gelb- und Rosatönen variieren. Die verschiedenen Jasminarten sind sommer- oder immergrün und wachsen als Strauch oder auch als Kletterpflanze. Die ursprüngliche Heimat dieser Pflanze ist wahrscheinlich Indien im Gebiet des Himalayas. Seit dem 16. Jahrhundert wird Jasmin auch im Mittelmeerraum kultiviert.
Seit Dezember kann man sich an dem blühenden Winterjasmin (lat.-botanisch: Jasminum nudiflorum) erfreuen, der noch bis April seine Blütezeit hat. Ab Mai öffnet dann der Echte Jasmin (lat.-botanisch: Jasminum grandiflorum oder Jasminum officinale) seine zarten Blüten und verströmt einen betörenden Duft bis zum August. Der Arabische Jasmin (lat.-botanisch: Jasminum sambac) hingegen hat die längste Blütezeit und beginnt schon im März sein Blütenkleid zu tragen, welches man bei guter Pflege bis zum Oktober betrachten kann.
Naturreines ätherisches Öl wird aus den Blüten des Echten und des Arabischen Jasmins gewonnen. Mittels der Extraktion von 8 Millionen frisch gepflückten Blütenköpfen (entspricht etwa 1000 kg) entsteht ein Kilogramm Jasminöl beziehungsweise Jasmin Absolue. Beide Öle haben eine bräunliche Färbung und oxidieren langsam, so dass sie ihre Duftnuancen während einer Anwendung entfalten.
Das ätherische Öl des Arabischen Jasmins duftet blumig, sinnlich, schwer, aber nicht aufdringlich, sondern angenehm beruhigend. Das ätherische Öl des Echten Jasmins hingegen duftet etwas lieblicher, leicht fruchtig und wirkt nicht ganz so schwer. Aufgrund seiner Zusammensetzung der Inhaltsstoffe hat es einen hohen Stellenwert in der Aromatherapie. Im Gegensatz dazu wird das arabische Jasminöl gerne für Wohlfühlprodukte und Wellnessbehandlungen eingesetzt. Beide Pflanzenöle können betören, berauschen und gehören zur Duftnote Herz.
Jasmin ist ein kostbarer Duft wie beispielsweise die Rose und ist ebenso beliebt in der Parfümerieherstellung. Ähnlich wie ein ätherisches Rosenöl ist es sehr duftintensiv und hochwirksam, so dass in jeglicher Hinsicht gilt: weniger ist mehr und noch weniger ist noch mehr! Erst dann entfaltet sich der volle Zauber und du kannst an die Magie der Herzensweisheit glauben.
Weniger Zeit für Kälte, mehr Raum für Gefühle
von Herzen
Beide Absolues gibt es auch in Jojobaöl im Verhältnis 10:90.