September 2024

Liebe Grüße
dein Sommer

Ringelblumen und andere bunten Freuden

Der Spätsommer und Frühherbst sind reich an Farben, Aromen und Düften. Zwar werden die Tage wieder kürzer, doch die angenehme Septembersonne taucht die Welt in ein warmes Licht und lässt das üppige bunte Obst, Gemüse und Getreide erstrahlen. Es ist an der Zeit die Ernte einzuholen und die Früchte zu verarbeiten. Ein reichgedecktes Picknick auf einer blumen- und kräuterreichen Wiese, die in den letzten Monaten gedeiht ist, macht den Abschied vom Sommer leichter. Unzählige Wildpflanzen kannst du hier entdecken, die nicht nur schön aussehen und duften, sondern oftmals auch eine wohltuende Wirkung besitzen. Besonders in der Zeit ab Mitte August bis Mitte September stecken die Wiesenkräuter voller (Sonnen-)Energie und entfalten ihre wirkungsvollen Kräfte. Neben Obst und Gemüse, lohnt es sich jetzt ebenso einen Vorrat an Wiesenblumen und -kräutern für den Winter anzulegen.

In ländlichen Regionen, vor allem im Alpenraum von Bayern und Österreich, findet am Feiertag „Mariä Himmelfahrt“, dem 15. August, die Kräuterweihe statt. Ein altertümlicher christlicher Brauch aus dem 5. Jahrhundert zu Ehren der Gottesmutter. Zu jener Zeit als Maria in den Himmel aufstieg, wurden in ihrem Grab Blumen und Kräuter als Gedenken gefunden. Heute werden kleine Sträuße mit mindestens 7 Wildpflanzen gebunden und feierlich an diesem Tag in der Kirche gesegnet. Die 7 symbolisiert die Wochen- und Schöpfungstage. Die gesegneten Sträuße sollen die Familie und das Vieh vor Unheil und Krankheit schützen und für das Glück auf dem Hof sorgen. Die Verehrung Marias spielt in den kommenden 30 Tagen bis Mitte September eine große Rolle. Man nennt diesen Zeitraum auch „Frauendreißiger“. Das Ende dieser Periode wird am 12. September mit „Mariä Namen“ zelebriert und markiert zugleich im bäuerlichen Kalender den Abschluss des Sommers.

Die Sträußchen aus Wiesenblumen und -kräutern werden zu bestimmten Themen und Bedürfnissen gebunden, denn jede Pflanze hat ihre eigene Bedeutung. Typische Pflanzen, die hierfür verwendet werden, sind Johanniskraut, Beifuß, Schafgarbe, Kamille, Frauenmantel, Arnika, Eibisch, Thymian, Kornblume, Pfefferminz, Königskerze und Ringelblume. In erster Linie dienen diese Wildpflanzen der Gesundheit und dem Wohlbefinden während der kommenden Winterzeit. Und das nicht nur für die Menschen auf dem Hof, sondern auch für die dort lebenden Tiere. Die getrockneten Blüten und Blätter können beispielsweise als Tee eingesetzt werden oder als Futterzusatz für das Vieh. Auch werden die Sträuße zum Räuchern im Haus oder im Stall verwendet.

Die Ringelblume (lat.-botanisch: Calendula officinalis) darf in keinem Bauerngarten fehlen und ist eine der bedeutendsten Pflanzen für die Hautgesundheit. Sie gehört zu den Heilpflanzen, die bei Wunden jeglicher Art eingesetzt wird und innerlich ihre entzündungshemmende und entgiftende Wirkung entfaltet. Im 12. Jahrhundert wusste Hildegard von Bingen um die Kraft dieser unkomplizierten Sommerblume, die mittlerweile in vielen Gärten zu finden ist. Und schon zu Zeiten der Römer wurde die orange leuchtende Ringelblume auch als Zierpflanze gern gesehen. Ihr Farbinhaltsstoff fand damals Verwendung für Stoffe, Lebensmittel und Kosmetikprodukte. Letztendlich wurde die sogenannte „Sonnenbraut“ im Mittelalter erst im Mittelmeerraum, dann in ganz Europa heimisch. Es gibt mittlerweile viele verschiedene Calendula-Arten, die zur Familie der Korbblütler (lat.-botanisch: Asteraceae) gehören.

Die Ringelblume ist eine einjährige Pflanze, deren Stängel aufrecht wächst und bis zu 60 cm hoch wird. Im oberen Teil ist sie meist verzweigt und die lanzettförmigen Blätter umspielen den leicht flaumigen Stiel. Ihre Blütezeit beginnt im Juni und endet erst im Oktober oder noch später, wenn der erste Frost einsetzt. Die Ringelblume ist also eine sonnenliebende Dauerblüherin, die ihr Lebensjahr voll ausnutzt. Auf einer Wildblumenwiese oder am Feldrand sieht man sie mittlerweile selten, da sie meist kultiviert wächst. Die beliebte Garten-Ringelblume wird im April ausgesät und dient zur Bodenverbesserung, Düngung und zur Abwehr von unliebsamen Gästen im Gemüsebeet. Neben ihrem hübschen Aussehen und ihrer wundheilenden Wirkung, hat sie so auch eine beschützende Funktion für ihre Pflanznachbarn. Für die Bauern ist sie eine Art Wetterbarometer und wird nicht nur Sonnenbraut, sondern auch Regenblume genannt. Kündigt sich Regen an, öffnet sie ihre Blüten am frühen Morgen erst gar nicht. Ist dies nicht der Fall, dann freut sie sich auf einen sonnigen trockenen Tag.

Die Ringelblume als Heilpflanze wird gerne in Salben, Tinkturen und Seifen, sowie als Öl oder Tee verwendet. Ihre Blüten werden in den Sommermonaten bei trockenem Wetter regelmäßig geerntet und anschließend getrocknet oder frisch verarbeitet. Für die Ernte empfiehlt sich die Mittagszeit, da hier die Blüten den besten Wirkstoffgehalt haben.

Ein Ringelblumenöl entsteht durch die sogenannte Mazeration. Die geernteten Blüten können frisch oder getrocknet in ein Glas gegeben und mit einem nativen Pflanzenöl übergossen werden. Es empfiehlt sich allerdings eher getrocknete Blütenblätter zu nehmen, damit die Feuchtigkeit im Glas nicht zu Schimmel führt. Gut verschlossen sollte es wenige Wochen an einem dunklen Ort stehen und täglich leicht geschüttelt werden. Danach wird der Ölauszug gefiltert und man erhält eine Symbiose aus den vollen Wirkstoffen der Ringelblume und den wertvollen Inhaltsstoffen des nativen Pflanzenöls. Dieses Endprodukt nennt man Mazerat.

Calendula besteht hauptsächlich aus folgenden Inhaltsstoffen:

  • Allantoin und Calendulin: Sie dienen der Regeneration und dem Wachstum der Zellen.
  • Carotinoide und Flavonoide: Diese sekundären Pflanzenstoffe geben der Ringelblume ihre gelb-orange Farbe. Carotinoide sind außerdem die Vorstufe des Vitamin A, welches im Körper umgewandelt wird und eine hohe antioxidative Wirkung besitzt. Die Zellen werden vor jeglicher Art Stress geschützt, ihre Funktionen aufrecht erhalten und somit das Immunsystem gestärkt. Auch Flavonoide wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. 
  • Saponine: Diese Pflanzenwirkstoffe schützen die Pflanze vor Krankheitserregern und Fressfeinden. Von dieser hemmenden Wirkung gegenüber Bakterien, Viren und Pilzen können wir ebenso profitieren.


Als Hautpflegerin hilft sie bei trockenen, gereizten, entzündlichen und schlecht heilenden Hautzuständen, aber auch bei Quetschungen und Zerrungen. Neben der Ringelblumensalbe kannst du auch das pure Öl verwenden oder eine Tinktur für Kompressen. Als Tee unterstützt die Ringelblume die Regulierung des Verdauungssystems und wirkt beruhigend. Den Aufguss kannst du ebenfalls für Kompressen oder als Gesichtswasser und Haarspülung einsetzen. Produkte mit Calendula sind gut verträglich und vor allem in der Baby- und Kinderpflege durch die hautpflegenden Eigenschaften sehr beliebt. Alles in allem ist die Ringelblume eine echte Wundheilerin, die dich und deine Familie in der Regeneration unterstützt und ihren schützenden Mantel um euch legt. Menschen, die eine Allergie gegen Korbblütler haben, sollten allerdings auf die Verwendung von Ringelblumenprodukten verzichten.

Was die orangeleuchtende Schönheit mit Ringeln zu tun hat, liegt einzig an ihren Samen. Diese sind gebogen, ringförmig und ähneln kleinen gekrümmten Würmern. In ihrer Hülle befindet sich etwas Luft, so dass sie vom Wind besser weggetragen werden können. Zudem bedienen sich gerne die Ameisen an diesen Samen und tragen so auch einen Teil zu ihrer Verbreitung bei. Somit besteht die Chance, dass die Ringelblume auch wieder außerhalb eines Gartens gedeiht und sich im nächsten Jahr als Königin der Wildblumenwiese behaupten kann.

Genieße diese genussvolle Zeit und feiere gebührend den Sommerabschied am 21. September. Der Herbstanfang dient der Rückschau, entwickelt neue Wünsche und bringt Dankbarkeit mit sich.

Als Erinnerung an goldgelbe Sommermomente