Mai 2024
Schokoladenträume
Der Schatz der Maya, Inka & Azteken
Die wertvollen Samen des Kakaobaumes haben eine lange, abenteuerliche Reise hinter sich, bis sie uns das Leben versüßen. Heute ist Kakao ein beliebter Rohstoff für die Herstellung verschiedenster Schokoladen, Pralinen, Süßigkeiten und Getränke.
Die ersten Spuren einer Trinkschokolade fand man in Süd- und Mittelamerika in erhaltenen Tongefäßen. Diese Funde aus Ecuador und Honduras stammen bereits aus der Zeit ab 3500 Jahren v. Chr. Bekannt wurde das kakaohaltige Getränk allerdings erst ab 1500 v. Chr., als ein kleines Volk aus Mittelamerika in den Tiefebenen der mexikanischen Golfküste die Schokobohnen populär machten. Die Olmeken waren wahrscheinlich die erste Kultur, die Kakaobäume kultivierte und prägte den heutigen Namen für diese Pflanze. Sie nannten sie „cacao“ (gesprochen: „kakawa“), was einfach nur „Baum“ in der mittelamerikanischen Sprache bedeutet. Die Grundsteine für die Erfolgsgeschichte des Kakaos waren gelegt. Der Baum wurde heiliggesprochen und seine Samen galten als göttliches Geschenk. Sie wurden für Rituale und Zeremonien sowie als Opfergabe verwendet.
Zunächst übernahmen das indigene Volk der Maya in der Zeit bis etwa 1500 n. Chr. die Kultur der Kakaobohnen und Trinkschokolade. Anschließend auch die Inka und später die Azteken bis ins 16. Jahrhundert. Die gerösteten und zerstoßenen Samen wurden im Wasser schaumig geschlagen und mit Gewürzen wie Chili und Vanille versetzt. Die damalige „chocol haa“ oder „cacahuatl“ war allerdings nur den Adeligen vorbehalten. Zu dieser Zeit war der Wert einer Schokobohne sehr hoch und wurde somit auch als Zahlungsmittel eingesetzt.
Der Kakaobaum und seine Samen bestanden jahrhundertelang ausschließlich auf dem südamerikanischen und mittelamerikanischen Kontinent. Der Entdecker Amerikas, Christoph Kolumbus, segelte im Jahr 1502 an der mittelamerikanischen Küste entlang und lernte im Golf von Honduras nicht nur die Einheimischen kennen. Er erhielt von den Azteken Kakaobohnen als Geschenk und zum Tausch von Waren. Allerdings führte dieses Kennenlernen nicht weiter und die Reise der Bohnen nach Europa fand einige Jahre später statt. Der spanische Kollege Hernán Cortés landete 17 Jahre später in Mexiko und eroberte das komplette Aztekenreich mit samt der Trinkschokolade. Ebenso wie Kaffee, Tee oder Tabak wurde Kakao ein Genussmittel aus der sogenannten „Neuen Welt“. Die bekannte heiße Schokolade hatte aber wohl einen besseren Ruf als ihr Geschmack, der nämlich ziemlich bitter war. Spätestens nach einer Rezeptänderung durch die Zugabe von Rohrzucker änderte sich dies und auch am spanischen Königshof wurde das Trinken des Kakaos zu einem festen Ritual.
Über 100 Jahre lag das Handelsmonopol der Kakaobohnen in Spanien, dort waren sie beliebte Schmuggelware. Spanische Seeleute brachten sie über die Grenzen hinaus in weitere europäische Hafenstädte, wo Kakaostuben für das beliebte Getränk entstanden. Das Ansehen und der Wert des Kakaos blieben weiterhin bestehen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde zunächst die erfolgreiche Epoche der Trinkschokolade abgeschlossen, da die bürgerliche Klasse den Adel verdrängte und somit auch dem Getränk nichts abgewinnen konnte. Aber es entstanden neue Ideen zur Verarbeitung der Kakaobohnen und somit auch die Erfindung der Schokolade. Das neu gewonnene Kakaopulver konnte man seitdem auch wieder in einer Trinkschokolade oder heißem Kakao genießen.
Die Reise hat sich gelohnt und die Schokobohnen sind ein kostbares Andenken an die Maya, Inka & Azteken. Um diesen Schatz wusste auch Carl von Linné (1707 – 1778), ein bedeutender Naturwissenschaftler und Botaniker, der den Kakaobaum lat.-botanisch „Theobroma cacao“ nannte. Er setzte diese Bezeichnung aus „theos“ = Gott und „broma“ = Speise zusammen. Mit der „Speise der Götter“ bekannte Linné seine Liebe zum Kakao.
Der Kakaobaum bevorzugt die tropischen Regionen, die sich etwa 20° nördlich und südlich des Äquators erstrecken. Er mag das feuchtwarme Klima und den Schatten anderer Bäume im Regenwald. Der etwas knorrige Stamm mit bräunlicher Rinde und weißen Flecken endet in einer ausladenden Baumkrone. Diese besteht aus großen, ledrigen immergrünen Blättern, die länglich oval zulaufen und sich mit Glanz präsentieren. Die unberührten Kakaobäume im Unterholz des Regenwalds können bis zu 15 Meter hoch werden. Die kultivierten Kakaobäume, deren Früchte zur Kakaoherstellung verwendete werden, sind in ihren Plantagen mit etwa 4 Metern deutlich kleiner.
Es kann bis zu 3 Jahre dauern bis die ersten Blüten büschelweise am Stamm entstehen. Diese sogenannte Stammblütigkeit (Kauliflorie) besteht das ganze Jahr über, so dass der Baum blüht, aber auch gleichzeitig Früchte trägt. Kleine Insekten fühlen sich von den Blüten angezogen, die allerdings nicht ausreichend für eine natürliche Befruchtung sorgen, um den Bedarf an Früchten zu decken. Somit wird auf den Plantagen die Bestäubung unterstützt, so dass sich nach nur 2 Wochen aus der Blüte eine Frucht entwickelt. Je nach Sorte, ist sie nach spätestens 8 Monaten reif und kann geerntet werden. Die Ernte erfolgt in Handarbeit. Vorsichtig werden die Bäume mit einer Machete bearbeitet und die Kakaofrüchte werden auf Plätzen gesammelt. Sie sind eiförmig, spitz zulaufend und besitzen auffallende Längsfurchen. Zunächst sind sie grün und werden später während der Reife gelb oder rot. Ihre Schale ist hart und dick, um die kostbaren Samen in ihrem weißen Fruchtfleisch zu schützen. Auf den Sammelplätzen werden die Früchte geöffnet und die Samen aus der Schale herausgelöst. Eine Frucht enthält bis zu 50 Samen, die Kakaobohnen, die zunächst blass und geruchlos sind. Damit sie ihr Aroma und die Farbe entwickeln, werden die Bohnen fermentiert. Dafür werden sie in einen Kasten aus Holz gefüllt und mit Blättern bedeckt. Durch die tropische Hitze setzt ein biochemischer Gärungsprozess ein und das noch anhaftende Fruchtfleisch verflüssigt sich. Einmal am Tag werden die Kakaobohnen gewendet, damit sie gleichmäßig ihre charakteristische Farbe und Aromastoffe bilden können. Dieser Vorgang kann bis zu einer Woche dauern. Danach werden sie zur Trocknung in die Sonne gelegt und ebenfalls täglich gewendet, um sie baldmöglichst in große Jutesäcke abzufüllen und zu verschiffen.
Aus diesen Kakaobohnen wird vor allem Kakaopulver und Kakaobutter hergestellt. Dafür werden sie vorab gereinigt, gesiebt und geröstet, so dass sich die Schale der Bohnen löst. Daraufhin werden sie geschält und zerstoßen. Dieser Bruch, auch „Nibs“ genannt, wird dann gemahlen. Während des Mahlvorgangs entsteht eine Reibungswärme, die dazu führt, dass man eine duftende, weiche Kakaomasse erhält. Diese wird entweder für die Herstellung von Schokolade verwendet oder weiter verarbeitet, indem die Masse gepresst wird und die darin enthaltende klare, goldgelbe Kakaobutter abfließt. Der entstandene Presskuchen aus Kakao wird anschließend fein gemahlen und zu Kakaopulver verarbeitet. Letztendlich ergeben 2 kg Samen etwa 1 kg Kakaobutter, denn eine Kakaobohne besteht bis zu 54 % aus Fett.
Kakaobutter lässt nicht nur die Schokolade auf unserer Zunge zergehen, sondern schmilzt auch auf der Haut und verwöhnt sie mit ihren Inhaltsstoffen. Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Ölsäure (Omega-9), eine einfach ungesättigte Fettsäure, die positiven Einfluss auf die Hautzellen nimmt. Sie unterstützt sie in ihrer Stoffwechselfunktion und integriert sich in die Zellmembranen, um sie aufnahmefähiger und flexibler zu machen. Der ebenso hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren, vor allem Stearin- und Palmitinsäure, übernehmen eine schützende Funktion, da sie die Hautbarriere unterstützen. Sie bewahren die Feuchtigkeit der Haut und verbessern die Elastizität. Diese und weitere Fettsäuren der Kakaobutter können trockene, gereizte und spröde Haut intensiv pflegen und sie weich und geschmeidig halten. Sofern die Kakaobutter unbehandelt und rein ist, also weder raffiniert noch desodoriert wurde, duftet sie angenehm nach Kakao und beruhigt nicht nur gestresste Haut. Sie verleiht dir ein gutes Gefühl und schenkt Geborgenheit und Wärme.
Kakaobutter wird in der Naturkosmetik gerne als Konsistenzgeber eingesetzt, wie in Lippenpflegestiften oder Balsamen. Die Kombination aus Butter, Pflanzenölen und ausgewählten ätherischen Ölen ist eine wohltuende, duftende Pflege, die dich ganzheitlich berührt.
In der Küche kannst du neben der Schokoladenherstellung, die Kakaobutter auch sehr gut zum Backen verwenden. Durch den hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, kann das Fett bis zu 230°C erhitzt werden und verfeinert nicht nur deinen Schokokuchen.
Und was hat nun der Frühling mit Kakao gemeinsam?
Beide machen glücklich!
Aber obwohl die Samen viele wirkungsvolle Inhaltstoffe besitzen, wie beispielsweise Thryptophan, die Vorstufe des Glückshormon Serotonin, sind diese nicht für unsere Glücksgefühle verantwortlich. Ihre Konzentration in Schokolade ist zu gering, um uns berauschen zu können. Wahrscheinlich ist es einfach der unwiderstehliche Geruch und Geschmack. Wer allerdings eine Trinkschokolade aus Zeiten der Azteken genießt, der kann vielleicht die belebende und aphrodisierende Wirkung wahrnehmen. So oder so wirkt Kakao auf unser körpereigenes Belohnungssystem und macht stets gute Laune.
Solltest du nicht genug von dem Duft und dem Verzehr von Schokolade, Kuchen & Co. bekommen, dann kannst du eine verführerische Raumbeduftung mit dem Kakaoextrakt durchführen. Dieses ätherische Öl lässt sich gut mit Zitrusfrüchten und Gewürzen wie Vanille und Tonka mischen.